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Laborunfall erfordert Dekontamination von Verletzten

Großübung an der Leibniz Universität

Am Donnerstag, den 14. Augist 2025, führte die Einsatzabteilung der Ortsfeuerwehr Davenstedt zusammen mit Kräften der Ortsfeuerwehr Linden und der Feuerwehrschule eine Übung an der Leibniz Universität Hannover durch. Die Feuer- und Rettungswache 3 unterstützte mit dem BD-ABC und dem GW-Mess.

Angenommen wurde ein Laborunfall im Institut für anorganische Chemie, bei dem sich dort forschende Personen nach einer Verpuffung verletzt und mit freigesetzten ätzenden Aerosolen kontaminiert hatten. Nachdem sich mehrere Mitarbeiter bereits selber in Sicherheit bringen konnten, waren noch sechs nicht mehr gehfähige Verletzte auf den Fluren und im Treppenraum des Gebäudes verblieben. Eine Gruppe (GAL) mit einem HLF der Feuerwehrschule bekam den Auftrag, diese Personen zu suchen und aus dem Gebäude zu retten.

Bis zur Einsatzbereitschaft der Dekontaminationsstelle für Verletzte wurden die ersten Geretteten an der sogenannten „Sofort-Dekon“ Station entkleidet und behelfsmäßig gereinigt. Anschließend wurden alle betroffenen Personen der Verletztenablage der Dekontaminationsstelle zugeführt. Die Rettungskräfte waren dabei teils mit Pressluftatmern (Körperschutz Form1) und teilweise mit Atemschutzmasken und Filtern geschützt.

Parallel zu den Erstmaßnahmen wurde der Gefahrenbereich und auch der angrenzende Bereich für die vollständige Verletztendekontamination großräumig abgesperrt. Auf dem Vorplatz der Hauptmensa, am Rande des Gefahrenbereichs, richteten rund 50 Einsatzkräfte aus Davenstedt (30), Linden (10) sowie von der Feuerwehr- und Notfallsanitäterschule (10) die Dekontaminationsstelle für Verletzte ein. Nach weniger als 30 Minuten waren der Abrollbehälter „Dekon-Z/V“ sowie die 6 luftgestützte Zelten aufgebaut und teilweise eingerichtet und einsatzbereit. Zur Trinkwasserversorgung der Duschen dienten zunächst die Wassertanks des Gerätewagen GW-Dekon P2 der Ortsfeuerwehr Linden. Die Stromversorgung des Abrollbehälters, der angeflanschten Zelte, der Sichtungs- und Erstversorgungsstelle sowie der Selbsthilfestation erfolgte zentral durch den StromA40 (DAV).

Noch während der Aufbauphase rüsteten sich 12 Einsatzkräfte mit Schutzanzügen (Körperschutz Form 2) als Teil des Betriebspersonals aus. Bei der Übung wurde dabei lediglich der Bereich der Dekontamination „nicht gehfähiger“ Personen genutzt. Die Duschanlagen für die „gehfähigen“ Patienten sowie die Selbsthilfestation wurden lediglich zur Simulation des Wasserverbrauchs betrieben.

An der Verletztenablage fand zunächst eine Sichtung, dargestellt durch den OrgL Rettungsdienst, statt. Hier wurden die Verletzten auch von den Spineboards auf Schaufeltragen umgelagert, da sich liegende Personen innerhalb der Dekonstelle nur auf diesen Tragen mit dem speziellen Verletztentransportsystem (VTS) transportieren lassen. Im Sichtungszelt fand an zwei Arbeitsplätzen auch die sogenannte „Spot-Dekontamination“ im Bereich des Gesichtes (Mund, Nase, Augen) und im Bereich von offenen Verletzungen, die bei der „Nass-Dekon“ abgedeckt werden mussten, statt.

Nach der Erstversorgung ging es für die Verletztendarsteller bei dieser Übung im Zelt für die Vorbereitung zur Nass-Dekontamination weiter. Hier fand die vollständige Entkleidung statt. Die nicht gehfähigen Verletzten wurden mit einer Schwimmbrille und einer FFP3-Maske ausgestattet, um eine weitere Inkorporation mit Flüssigkeiten oder Aerosolen beim Duschen zu verhindern. Nach dem Umlagern auf das Verletztentransportsystem erfolgte die eigentliche Nass-Dekontamination.

In den Duschkabinen fand die Reinigung der Patienten durch Abwaschen, Einseifen und erneutes Abwaschen statt. Die Helfer setzten hier zwei Handbrausen sowie Schwämme und Tücher ein. Am Ende der Nass-Dekontamination erfolgte in einem weiteren Zelt die Abtrocknung und der Wärmeerhalt. Die Übung endete für die Verletztendarsteller nach Umlagerung auf eine Fahrtrage des Rettungswagens. Zu Beginn und am Ende des Dekontaminationsplatzes fand auch bei dieser Übung eine Dokumentation der Verletzten und der durchgeführten Maßnahmen statt.

Bei einem Realeinsatz mit einer Vielzahl kontaminierter bzw. betroffener Personen hätte sich die Übergabe an die medizinische Sichtung des Behandlungsplatzes angeschlossen. Auch wäre die Ausstattung mit Ersatzbekleidung (Trainingsanzüge) in begrenztem Umfang möglich gewesen.

Die Dekontamination der sechs Verletztendarsteller war bei der Übung bereits weniger als 90 Minuten nach Aufbaubeginn der Dekontaminationsstelle abgeschlossen, was auf eingespielte Arbeitsabläufe hindeutete. Dies ist besonders hervorzuheben, da das Betriebspersonal aus unterschiedlichen Einheiten zusammengestellt wurde und überwiegend erstmals in der Verletztendekontamination eingesetzt war. Eine große Belastung aller Einsatzkräfte stellten die Wetterbedingungen mit einer Hitzewelle dar, die noch gegen 18 Uhr Außentemperaturen von über 35°C und gegen 21 Uhr, nach Ende des Abbaus, noch Temperaturen von über 30°C bescherte.

Der reguläre Übungsdienst der Ortsfeuerwehr, bei dem es lediglich um den Aufbau der Dekon-Stelle auf dem Vorplatz der Hauptmensa gehen sollte, wurde kurzfristig zur vollständigen Betriebsübung, zu der sich auch rund 30 Beobachter aus den Reihen der „Führungsdienste“ der Feuerwehr zwecks Fortbildung einfanden. Das Zusammenspiel der Ortsfeuerwehren Davenstedt und Linden im Rahmen der Fachgruppe Dekontamination und den Auszubildenden der Feuerwehrschule, obwohl einige die Dekontaminationsstelle zum ersten Mal sahen, sowie den Beteiligten aus dem Sachgebiet ABC-Gefahrenabwehr hat sehr gut funktioniert.

Ein großer Dank gilt alle Beteiligten, die der Hitze trotzten und sich engagiert einsetzten, den Verletztendarstellern, denen deutlich mehr Abkühlung als den Einsatzkräften widerfuhr, den Beobachtern für ihr Interesse und die konstruktive Kritik sowie den Beteiligten der Leibniz Universität Hannover, die diese Übung auf ihrem Gelände unter realen Bedingungen möglich machten.