Ein besonderer Übungsdienst konnte kürzlich für die Mitglieder der Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Davenstedt sowie weitere Mitglieder der Fachgruppe Dekontamination angeboten werden. Die Strahlenschutzexperten der Abteilung Strahlenschutz und medizinische Physik an der Medizinischen Hochschule Hannover öffneten die Türen zu ihren Laborräumen und boten neben einer Objektkunde an mehreren klassifizierten „Feuerwehr Gefahrengruppen“ die Möglichkeit, ausgiebig Mess- und Nachweisgeräte für ionisierende Strahlung zu testen.
Aufgrund der räumlichen Situation – üblicherweise ist man in dieser Fachabteilung nicht auf den gleichzeitigen Ansturm vieler Besucher eingerichtet – wurden nur die Strahlenschutzunterweisung zu Beginn und die Ausgabe der Personendosimeter zur Dokumentation gemeinsam durchgeführt. Die Besichtigung und die Messübungen erfolgten dann in kleineren Gruppen zu jeweils 12 Personen an den drei vorbereiteten Stationen.
In der Station 1 wurde zunächst ein Einblick in die Aufgaben und Möglichkeiten der Abteilung sowie der Klinik für Nuklearmedizin der MHH gegeben. In der Nuklearmedizin kommen radioaktive Stoffe in der Diagnostik (mittels kurzlebiger radioaktiver Arzneimittel) und Therapie zum Einsatz. Mittels Zyklotron können strahlende Präparate mit kurzer Halbwertzeit selber hergestellt werden. Die Abteilung Strahlenschutz und Medizinische Physik ist sowohl Inkorporationsmessstelle für das Land Niedersachsen als auch eines von insgesamt 8 Regionalen Strahlenschutzzentren bundesweit, das als Ansprechpartner für die Beratung bei Unfällen mit radioaktiven Stoffen im Arbeitsleben bereit steht. Zusätzlich werden radioaktive Strahler und Präparate aus der Forschung der Hochschule zentral überwacht, gelagert und ggf. entsorgt. Einen erstaunlich großen Raum nimmt darüber hinaus die Reinigung und Überwachung radioaktiv verunreinigter Abwässer aus dem medizinischen Betrieb ein.
An der ersten Station war u.a. der Ganzkörperzähler in einem speziell abgeschirmten Raum zu besichtigen. Dabei wurde besonders darauf geachtet, dass die Messräume nicht durch eingeschleppte natürliche Strahler von Patienten, Besuchern oder Mitarbeitern verunreinigt werden. In der institutseigenen Kläranlage für radioaktiv verunreinigte Abwässer aus der nuklearmedizinischen Therapiestation konnten die mitgebrachten Dosisleistungsmesser und Dosisleistungswarner getestet werden.
An der zweiten Station ging um das Auffinden eines Strahlers mit unterschiedlichen Messgeräten. Hier kamen Dosisleistungsmesser in verschiedener Ausführung und Kontaminationsmonitore zum Einsatz. Neben allgemeinen Hinweisen zum zielgerichteten Vorgehen wurden auch die Vor- und Nachteile einzelner Messmethoden im präparierten Laborraum demonstriert.
In einem weiteren Raum galt es einen teilweise abgeschirmten Cäsium Strahler auszumessen. Unter anderen wurde hier auch das Abstandsgesetz demonstriert. Die „4A-Regel“ für den Feuerwehreinsatz (Abstand, Abschirmung, Aufenthaltsdauer und ggf. Abschalten) wurde ebenfalls thematisiert.
An der dritten Station hatten die Mitarbeiter einen Parcours für den „Kontaminationsnachweis“ aufgebaut. Mit verschiedenen Kontaminationsmonitoren der Feuerwehr und der MHH waren Kontaminationen aufzuspüren und zu bestimmen bzw. verschiedene Fragen zu den Eigenschaften der Strahlenquelle zu beantworten. Hier wurden Unterschiede der Alpha-, Beta- und Gammastrahler, Strahler, verschiedener Energiedichten, Eigenschaften von Abschirmungen sowie Unterschiede von künstlichen und natürlichen Strahlenquellen praktisch gezeigt. An einer Puppe konnte das Ausmessen einer möglicherweise radioaktiv kontaminierten Person sowie das Bewerten von Ergebnissen praktisch ausprobiert werden.
Auf einem präparierten Laborarbeitsplatz sollte mittels Wischproben festgestellt werden, welche Gegenstände eine kontaminierte Oberfläche hatten. Ein weiterer Testaufbau zeigte wie auch mittels der verhältnismäßig großen Flächensonden punkt- bzw. zentimetergenau Kontaminationsspots lokalisiert werden können.
Nachdem alle Gruppen die drei Stationen durchlaufen hatten, konnte nach über zwei Stunden der sehr informative Übungsdienst, der das für die Feuerwehrangehörigen eher trockene Thema durch viele „Selbstmach-Aktionen“ auflockerte, beendet werden. Auch drei Kollegen der diensthabenden Wachabteilung der FRW3 der Berufsfeuerwehr hatten sich der Ausbildung kurzfristig angeschlossen. Als großer Vorteil wurde gesehen, dass alle sehr unterschiedlichen Messgerätetypen für ionisierende Strahlung, die bei der Feuerwehr Hannover vorhanden sind, parallel zu den Geräten der Labore eingesetzt und verglichen werden konnten.
Ein großer Dank gilt den Experten der „medizinischen Physik“ Mathias Steffner, Dr. Bastian Szermerski und Dr. Carsten Wanke, die sich die Zeit nahmen die Feuerwehrangehörigen einerseits Einblicke in die Arbeit der Fachabteilung an der Medizinischen Hochschule zu ermöglichen und andererseits die Kenntnisse für den Strahlenschutzeinsatz aufzufrischen.